Widerstandsklasse (heute meist „Resistance Class“, RC) ist eine normierte Einstufung für die einbruchhemmende Qualität von Bauteilen wie Türen, Fenstern, Rollläden, Gittern oder Wänden. Sie gibt an, wie lange und gegen welche Werkzeuge ein solches Element einem Einbruchversuch widerstehen kann. Diese Klassen sind in der europäischen Norm DIN EN 1627 ff. festgelegt, welche die früheren nationalen Klassen WK1–WK6 abgelöst hat. Aktuell unterscheidet man sieben Klassen: RC 1 N, RC 2 N sowie RC 2 bis RC 6. Dabei steht „RC“ für Resistance Class.
RC 1 N: Basisschutz gegen körperliche Gewalt und Vandalismus ohne Werkzeuge. Ein Bauteil RC1N bietet nur begrenzten Schutz – es hält etwa Tritten oder einfachen Versuchen stand, ist aber keinen richtigen Werkzeugen gewachsen. (Die N-Klassen bedeuten „Nationale Besonderheit“, z. B. keine Anforderung an Verglasung in DE.)
RC 2 N / RC 2: Schützt gegen Gelegenheitstäter mit einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher, Zange, Keilen. Ein Element RC 2 muss mindestens 3 Minuten Aufbruchversuchen mit diesen einfachen Hebelwerkzeugen standhalten. RC2N verzichtet auf durchbruchhemmende Verglasung, RC2 enthält sie. Diese Klasse wird für Privatwohnungen als Mindestschutz empfohlen.
RC 3: Bietet erhöhten Schutz, erschwert zusätzlich das Aufhebeln mit einem zweiten Schraubendreher und einem Kuhfuß. Geprüft wird ein Angriff mit diesen Hebelwerkzeugen; das Bauteil muss mindestens 5 Minuten Widerstand leisten. Entspricht ungefähr früher WK3.
RC 4: Widersteht auch erfahrenen Tätern, die schwere Werkzeuge einsetzen – wie Schlagwerkzeuge (Schlosserhammer, Meißel, Axt) oder Akku-Bohrmaschinen. Ein Element RC4 hält solchen Attacken mehrere Minuten stand, typischerweise ca. 10 Minuten. Diese Klasse findet sich z.B. in sensiblen gewerblichen Bereichen (Juwelierschaufenster, Waffenschränke).
RC 5: Hält sogar Elektrowerkzeugen wie Bohrmaschinen, Stichsägen, Winkelschleifern (klein) für eine definierte Zeit stand. Prüfung fordert u.a. mindestens 15 Minuten Widerstand gegen zwei kräftige Elektrowerkzeuge. Entspricht früher WK5.
RC 6: Höchste definierte Klasse – bietet Schutz gegen schwere Elektrowerkzeuge (große Winkelschleifer etc.) über einen noch längeren Zeitraum (mindestens 20 Minuten). Entspricht früher WK6, die typischerweise nur in Hochsicherheitsbereichen (Tresorräume, Geldinstitute) relevant war.
Praktisch empfohlen werden im Privatbereich RC 2 (für leicht zugängliche Fenster/Türen, z.B. Erdgeschoss) oder RC 3 (bei höherem Risiko). Die Klassen RC4–RC6 erfordern sehr aufwendige Konstruktionen (verstärkte Profile, spezielle Verglasungen, massive Riegel) und sind meist für Gewerbe, Juweliere, Rechenzentren etc. vorgesehen.
Die Klassifizierung erfolgt durch zertifizierte Prüfinstitute. Dabei werden die Bauteile mechanischen Belastungen ausgesetzt: Es gibt eine statische Prüfung (Druckversuch), dynamische Prüfung (Stoßversuch mit Pendelschlag) und die manuelle Einbruchprüfung, bei der ein Prüfer mit definierter Werkzeugliste und Zeit versucht einzudringen. Besteht das Element alle Teile, wird es nach der niedrigsten bestandenen Klasse klassifiziert. Ein Bauteil muss immer komplett betrachtet werden (Rahmen, Beschlag, Schließbleche, Verglasung); oft erreicht es nur zusammen mit passender Mauerverankerung und Verglasung eine Klasse.
Die Polizeiliche Kriminalprävention rät Bauherren und Eigentümern, geprüfte einbruchhemmende Produkte mindestens ab RC2 zu verwenden. Untersuchungen zeigen, dass Täter in den meisten Fällen nach wenigen Minuten abbrechen, wenn sie nicht schnell Erfolg haben. Ein RC2-Fenster beispielsweise kann einen Gelegenheitstäter so lange aufhalten, dass er entweder scheitert oder aber Lärm verursacht und entdeckt wird. Türen in Wohnungen sollten ebenfalls RC2 oder RC3 sein, je nach Gefährdung. Für Fenster erreichen z.B. Verbund-Sicherheitsglas und Pilzkopf-Verriegelungen diese Klassen.
In Produktkatalogen und Angeboten werden oft noch die alten Bezeichnungen WK2 etc. angegeben – diese entsprechen RC2 usw. Wichtig ist die unabhängige Zertifizierung nach EN 1627. Einbauteile müssen zudem fachgerecht montiert werden, da sonst der beste Widerstandsgrad wirkungslos verpufft (z. B. wenn die Schrauben im Mauerwerk nicht halten). Kombiniert mit Alarmanlagen erhöhen hohe Widerstandsklassen die Chance erheblich, dass ein Einbruchsversuch scheitert oder zumindest so verzögert wird, dass Interventionskräfte rechtzeitig eintreffen können.