Das Ruhestromprinzip ist ein Sicherheitsprinzip in der Alarmtechnik, bei dem im Ruhezustand – also wenn kein Alarm vorliegt – ständig ein Strom durch den Alarmstromkreis fließt. Wird dieser Stromfluss unterbrochen (oder unzulässig verändert), wertet die Anlage dies als Alarm aus. Einfach gesagt: Solange alles in Ordnung ist, „fließt Strom“; im Gefahren- oder Sabotagefall wird der Stromkreis geöffnet und der Alarm wird ausgelöst.
Dieses Prinzip hat einen großen Vorteil hinsichtlich Sabotagesicherheit. Wenn ein Einbrecher z.B. versucht, einen Melder lahmzulegen, indem er die Kabel durchtrennt, bewirkt dies sofort einen Abfall des Stroms – woraufhin die Zentrale Alarm schlägt. Auch ein Stromausfall oder das Abziehen eines Steckers führt zum gleichen Effekt: die Anlage erkennt das Fehlen des Ruhestroms und generiert eine Alarm- oder Störungsmeldung. Selbst beim Kurzschließen (Brücken) des Stromkreises kann – durch entsprechende Verschaltung mit elektrischen Widerständen – eine Abweichung vom Normalstrom festgestellt werden (in hochwertigen Anlagen wird dafür meist eine End-of-Line (EOL)-Widerstandstechnik eingesetzt: Im Ruhezustand fließt ein genau definierter Strom, Abweichungen nach oben oder unten signalisieren Sabotage oder Alarm).
Das Gegenstück zum Ruhestromprinzip ist das Arbeitsstromprinzip. Dabei fließt im Normalzustand kein Strom; erst wenn ein Melder auslöst, wird ein Stromkreis geschlossen. Arbeitsstromschaltungen wurden in der Vergangenheit z.B. bei einfachen Klingelschaltungen verwendet (Türglocke läutet, wenn der Taster gedrückt wird). Im Sicherungskontext sind sie nachteilig, weil ein durchtrennter Draht unbemerkt bleiben würde – die Anlage bekäme ja nie ein Schließen des Kreises mit. Daher nutzen professionelle Einbruchmeldeanlagen nahezu ausschließlich Ruhestrom- oder überwachte Stromkreise.
Für praktische Zwecke bedeutet Ruhestromprinzip oft: Die Melder sind als Öffnerkontakte verschaltet (im Ruhezustand geschlossen). Sobald ein Ereignis eintritt, öffnen sie – wie z.B. beim Öffnungsmelder der Magnet weggeht und den Kontakt öffnet – und damit geht der Alarm los. Gleiches gilt für Sabotagekontakte an Gehäusen: Deckel abheben = Kontakt offen = Alarm. Obwohl im Ruhestromprinzip die Leitungen ständig unter Spannung stehen, ist der Strom sehr gering (typisch einige Milliampere), sodass der Energieverbrauch minimal ist und Batteriepufferung unproblematisch bleibt.
Das Ruhestromprinzip ist ein Fundament der sicheren Alarmierung: Es gewährleistet, dass eine Störung (sei es durch Täter oder Defekt) nicht unbemerkt bleibt. Jede Unterbrechung, egal ob gewollt (Einbruch) oder ungewollt (Defekt), zieht Aufmerksamkeit auf sich – im einen Fall als Alarm, im anderen zumindest als Sabotage-/Störungshinweis – und erhöht so die Ausfallsicherheit des Systems.